Die Vaude Trans Schwarzwald waren für mich fünf intensive, erlebnisreiche Renntage, die ich so schnell nicht vergessen werde.
Tausend
Geschichten, komprimiert in 5 Tagen, die sich hier garnicht alle erzählen lassen.
435 KM, 9.140 HM, limitiert auf 550 Teilnehmern, wovon
449 finishten. Von Bad Wildbad über Schonach, Engen, und Murg auf den Feldberg. Hobbyfahrer in einer Wertung mit Profifahrer.
Von Schwalbe, Haico, Conti und Vaude gab es eine Rundumversorgung. Es gab optional ein Hotelpaket oder Übernachtung im Camp,
in Turnhallen oder Schulen. Auf jeder Etappe gab es drei Verpflegungsstellen, an denen Wasser oder Iso-Getränke, sowie Kuchen und
andere Verpflegung gereicht werden. Immer im Ziel konnten für 10 Euro Massagen gebucht oder eine kostenloser technischer
Service in Anspruch genommen werden.
Ein permanenter Busshuttle zwischen Start-Ziel und Hotel half beim Taschentransport und half das
Leben einfacher zu machen.
Mein Zimmerpartner war Mathias Notheger, ein MTB-Profi mit weit über 400 Rennen im
Sattel. Mathias wurde von Peter Schartel betreut, der auch mir mit Rat und Tat zur Seite stand.
Oft habe ich mir bei den
beiden einen Rat für die morgige Etappe geholt oder wir haben beim gemeinsamen Essen einfach über den gerade beendeten Tag gequatscht.
In
diesem Team habe ich nochmal viel über Rennen und Regeneration gelernt, ausserdem hat Peter noch mal meine Sitzposition
auf dem Rad angepasst. Danke für diese Unterstützung.
Der sportliche Teil war genauso Facettenreich.
Von 68 Starten in meiner
Altersgruppe belgte ich den 45. Platz. Zu Beginn des dritten Drittels also, womit ich sehr zufrieden war.
Meine Platzierungen
wurden von Tag zu Tag besser, die letzte Etappe war meine persönlich beste. Dabei konnte ich meinem direkten Umfeld in der Ergenissliste
bis zu einer halben Stunde "aufbrummen".
Auf der ersten Etappe mit 93 km war ich wohl etwas zu vorsichtig, hier hatte ich meine
schlechtestes Ergebnis. Zudem kam hinzu, dass wir uns zu dritt, etwa 10 km vorm Ziel, verfahren hatten. Wir haben einfach einen Richtungspfeil
übersehen. Das hat wohl 20 Minuten gekostet.
Die zweite Etappe war mit 62 km und 2300 hm die Königsetappe, wobei die 2300 hm
bereits nach 47 km erklimmt werden mußten. Die letzten 15 km verliefen dann nur noch leicht wellig und ich war froh, als ich nach
5:23 Std im Ziel war.
Die dritte Etappe schien auf dem Papier recht einfach, 99 km - 1070 hm und stetig bergab. Tatsächlich war
sie aber sehr schnell und hektisch. Mathias hatte mir am Abend vorhergesagt, dass die Etappe viel "Körner" kosten wird. Der Schlüssel
zu einer guten Tageszeit lautete: Gruppe finden und halten.
Die ersten 10 km hieß es Vollgas fahren, um Anschluß in einer solchen Gruppe
zu bekommen. Danach wurde gnadenlos Geschwindigkeit "gebolzt". Die ersten 40 km hatte ich bereits nach 90 Minuten erledigt, bei
KM 62 zeigte meine Uhr 2:23 Std. Aber es hatte sich gelohnt.
Die vierte Etappe war dann mit 120 Km die längste. Mit 2000 hm
ein ewiges Auf und Ab. Es ging runter bis zur Bodensee-Region und bis in die Schweiz, in einer landschaftlich wunderbaren
Gegend. Als ich nach 6:30 Std wieder im Ziel war, glaubte ich nicht, dass ich mich ausreichend für den letzten Tag erholen
könnte. Aber erstaunlicher Weise war meine Erholfähigkeit immer noch auf einem hohen Niveau. Ist das ein Gradmesser für Fitness? Wahrscheinlich
schon!
Am letzten Tag ging es dann von der Rheinebene auf den Feldberg. Mit 65 km und 2050 hm eine Bergankunft. An dem Tag
hatte ich viel richtig gemacht und mit Platz 40 in der Ak das beste Tagesergebnis erzielt.
Es lief einfach super, nach der ersten Stunde
waren meine Beine einfach frei. Und ich konnte es nicht glauben, dass meine Beine nach einer Tempoverschärfung im Berg nicht schmerzten.
Biker,
die ich in den vergagenen Tagen nicht halten konnte, hatten heute das Nachsehen.
Alles in Allem waren es fünf tolle, erlebnisreiche Etappen,
die ich sturzfrei und fast pannenfrei überstanden habe, obwohl es bergab einige knifflige Passagen gab. Ich war da aber nicht
der einzige der dort vorsichtshalber geschoben hat.
Die Orga war perfekt und professionell und das Ganze in einer der schönste
Bike-Regionen Deutschlands.
Racer-Herz was willst Du mehr !
Die kleinen Erlebisse am Rande lassen sich garnicht alle erzählen,
hier ein paar davon:
° Am zeiten Tag konnten schon nicht mehr alle am Rennen teilnehmen, ich sah Fahrer mit imennsen Hautabschürfungen
am Rande der Aufstellung, für die das Rennen vorbei war
° Eine 6 Mann starke Gruppe von Dänen war auch dabei. Die fuhren etwa
in meiner Region. Einmal traf ich einen im Shuttle mit einer bandagierten Hand. Er hatte sich bei einem Sturz den Daumen heftig umgeknickt.
Und, ist Dein Rennen zu Ende? Um Gotteswillen Nein, wir sind extra aus Dänemark angereist und unser einziges Ziel ist es anzukommen.
°
Vom Vater und Bekannten wurde ich fast jeden Abend über meine Tagesplatzierung per SMS informiert. Danke dafür!
° Auf der zweiten
Etappe sah ich eine junge Frau, die nach einem Sturz immer noch bewußtlos im Schotter lag. Nach dem die Bergwacht mit genauer Kilometerangabe
des Unglücksort informiert war, bin ich weiter. Im Ziel habe ich dann erfahren, dass sie keine ernsthaften Verletzungen davon getragen
hatte.
° Während der Etappen begleiteten uns immer drei Motorräder mit Notärzten der Bergwacht. Die waren mal vorne, mal hinten
vom Feld. Ein sehr angenehmes Gefühl
° Mathias war durch seiner Erfolge in der Vergangenheit recht bekannt bei den Spitzenleuten.
Immer wieder kamen Fahrer zu uns an den Tisch, um sich kurz das Neueste zu erzählen. So war ich mitten drin im Geschehen.
Einmal kam
eine Fahrerin vorbei, ordentlich bandagiert. Sie erzählte von einem Sturz und dass sie gerade im OP mehrmals genäht wurde. Rebekka
Markert wollte aber jetzt endlich ins Hotel, damit sie morgen wieder fit ist. Hier ihr Bericht.
° Alles in Allem war es wie eine
große Familie. Alle waren sehr freundlich und gut drauf. Auch die Pro`s ware immer ansprechbar. So habe ich mich nach der dritten
Etappe längere Zeit mit Elisabeth Brandauer unterhalten. Etappensiegerin und Gesamtzweite.
° Am letzten Tag, zum Feldberg hinauf,
habe ich der Spanierin ein wenig geholfen aufs Podium Sen2 zu fahren.
Nach dem Podium hat sie sich dann mit "Muchas Gracias" bei
mir bedankt, ich konnte leider nicht angemessen antworten...
° Von Luciano aus Brasilien habe ich mich am Ende noch herzlich
verabschiedet. Ich hatte ihn im Rennen kennengelernt. Luciano war extra aus Brasilien angereist und total begeistert vom Schwarzwald.
Nach einer weiteren Woche Urlaub am Titisee ging es für ihn wieder zurück. Eine Kuckuksuhr wollte er aber nicht mitnehmen.
°
Schon nach wenigen Tagen gabs ein Video über die erste Etappe, fand ich sehr gelungen, zeigt die ganze Dynamik des Sports
° Fons
Moors, aus Belgien angereist, fuhr alle Tage mit Kamera am Bike. Hier sein erster Film, sehenswerte Bilder, auch abseits des Geschehens.
Fons wurde bei den Master 4 übrigens gesamt dritter.
So leben noch etliche Erlebnisse in meiner Erinnerung, die erzählt
werden wollen und doch den Platz hier hin nicht finden.
Ich erinnere mich an ein Interview eines F1 Rennfahrers aus den
Zeiten von Jochen Rind, der gesagt hat:
"Die Rennen sind für mich das Leben, alles andere ist Langeweile".
Nein, nein. Ich bin
nicht so vermessen, als ich das für mich in Anspruch nehmen möchte.
Aber manchmal erinnere ich mich an diesen Satz.
In diesem
Sinne,
keep Racing...... Christof